Der Mozart des Basketballs

Drazen Petrovic

 

Drazen Petrovics Geschichte ist mit Sicherheit einer der faszinierendsten in der Geschichte des Basketballs. Bekannt für seine Zielstrebigkeit, disziplinierte Arbeit und lobenswerten „off-the-court“ Person, nahm Drazen die Rolle eines Idols für viele ein, die, komme was wolle nach Größe strebten.

Obwohl seine grandiose Karriere schnell ein tragisches Ende nahm, ist sie weiterhin beeindruckend und inspirierend.

 

Im Jahre 1964 in Sibenik, Croatia, geboren, entdeckte Drazen im frühen Alter seine Liebe zum Basketball. Obwohl er bescheiden und ohne seinen Vater erzogen wurde, trainierte Drazen unnachgiebig in den Straßen seiner Heimatstadt und entwickelte sich zu einer der besten Basketballspieler in der Geschichte. Im Alter von 15 Jahren erreichte er durch seine außerordentliche Zielstrebigkeit und durch sein Talent einen Platz in der Herrenmannschaft seiner Heimatstadt Sibenka, welche er ins Finale des Internationalen Radivoj Korac Cup 1982 und 1983 führte.

1984 wechselte er zu Cibona Zagreb und gewann die Jugoslawische Meisterschaft (1985) und Pokal (1985,1986 und 1988), den Champions Cup (1985,1986) sowie den Europapokal der Pokalsieger (1987). Die Jugoslawische Liga, einer der weltweit stärksten zu dieser Zeit, erlebte zum ersten Mal solch eine dominante Person.

 

 

„Heute will ich besser sein als gestern, aber schlechter als morgen.“ – Drazen Petrovic

 

Nach dem Erhalt aller möglichen Titel im ehemaligen Jugoslawien und dem Brechen vieler Rekorde, wie zum Beispiel die meisten Punkte in einem Spiel mit erstaunlichen 112 Punkten, wechselte Drazen 1988 zu Real Madrid. Dort verbesserte er weiterhin seine Fähigkeiten und erhielt den Spitznamen Mozart, aufgrund seiner inspirierenden Führungskraft und moves auf dem Spielfeld. Zur Zeiten des Höhepunkts seiner Karriere, gewann der Bastketball auch in Europa immer mehr an Popularität, dank neuer junger Talente unter denen Drazen Petrovic eindeutig hervor stach. Seine Zeit bei Real Madrid war ein großer Erfolg und der Verein gewann den Spanischen Pokal und den Europapokal der Pokalsieger. Die Nachricht des kroatischen Basketballvirtuosen verbreitete sich schnell und im Jahre 1989 wurde Drazens lebenslanger Traum schließlich wahr – er wurde von den Portland Trail Blazers gedraftet und konnte nun endlich seine lang-ersehnte Karriere in der NBA starten. Obwohl die NBA heute für die große Anzahl der internationalen Talente bekannt ist, war der Transfer Drazens zu dieser Zeit etwas ganz Besonderes, da er den Weg für viele internationale Spieler ebnete.

Warum hab ich Madrid verlassen? Europa konnte mir nicht das bieten, was ich wollte. In der Regel war jede Nacht gleich und was sonst hätte ich noch in Europa gewinnen können? Eine weitere europäische Meisterschaft? Und dann? Die Leute würden sagen: OK…das hast du bereits gewonnen. Hast du es nicht schon mehrere Male gewonnen? Das ist ein Wettkampf, den ich nicht verpassen darf.

Der Wechsel vom europäischen zum amerikanischen Basketball erwies sich als schwierig. Drazen hatte bereits die Fähigkeiten und das Talent, doch bis jetzt war er noch ein europäischer Spieler und nur wenige beachteten seine vergangenen Erfolge. Nachdem er es zum besten Spieler Europas gemacht hatte, stand Drazen vor einer neuen großen Aufgabe, musste sich nun ein weiteres Mal beweisen und für jede Spielminute auf dem Feld kämpfen. Dennoch ist „Petro“, wie die Amerikaner in nannten, nie vor einem Wettkampf zurück gezogen.

 

 

„Drazen und ich waren sehr gute Freunde. Ich war einer der Menschen, die ihn in Portland begrüßten, als er aus Europa kam. Wir redeten viel über seine Familie in seinem Restaurant, und er genoss den Spaß mit seinen Freunden und den Spaß am Basketball. Ich respektierte ihn, weil er wirklich sehr, sehr hart arbeitete. Jeden Trainingstag war er der Erste, der die Halle betrat und der Letzte, der die Halle verließ. Für jemanden mit so einem Engagement, muss man einfach viel Respekt haben.“

—Clyde Drexler

 

Da er mit seiner Situation in Portland unzufrieden war, wechselte Drazen 1991 zu den New Jersey Nets. Obwohl die Nets zu Beginn noch nicht in Drazens Fähigkeiten vertrauten, versuchte er das Beste daraus zu machen und erreichte einen Schnitt von 12,6 Punkten pro Spiel. „Petro“ zählte außerdem mit einer durchschnittlichen Spielzeit von 20,5 Minuten pro Spiel und  insgesamt 43 Spielen in dieser Saison, zu den besten Spielern der NBA was den Durchschnitt an Punkten pro Minute angeht. Aufgrund seiner Leidenschaft für das Spiel  und der Bereitschaft hart an sich zu arbeiten, konnte sich Drazen auch schnell einen Platz in Fanherzen der Nets sichern.

Petrovics beeindruckende Distanzwürfe ermöglichten es ihm auch in der darauffolgenden Saison durchzustarten. Motiviert durch das ihm nun entgegengebrachte Vertrauen, konnte Drazen seinen Punkteschnitt auf 20,6 Punkte pro Spiel anheben, was ihn zu einem der besten Distanzschützen der NBA machte, vor allem jenseits der Dreierlinie, von der er eine Wurfquote von knapp  45% hatte und damit in dieser Kategorie zweitbester Spieler der NBA war. Zusätzlich konnte „Petro“ eine Wurfquote aus dem gesamten Feld von 51%, sowie eine Freiwurfquote von etwa 81% aufweisen und war damit bei den Nets führender Spieler.

Die Fans liebten Drazen nun aufgrund seines Enthusiasmus, seiner Energie große Leistungen zu vollbringen und auch aufgrund seines strahlenden Lächelns. Seine Trainer bewunderten ihn auch stets für seine Trainingsmentalität, da er immer als erster zum Training kam und als letzter ging und sogar in der Offseason ständig an sich arbeitete.

„ Man hätte sich garkeinen besseren Teamkameraden wünschen können“, sagte der Headcoach der Nets, Chuck Daly, dem NewarkStar Ledger: „ Er war sehr talentiert , spielte stets am Limit seiner Leistungsfähigkeit und war für viele ein Vorzeigespieler. Er war einfach unermüdlich“

 

In seiner letzten Saison für die New Jersey Nets erreichte Drazen einen Punkteschnitt von 22,3 (11. Bester der Liga) Punkten pro Spiel und eine Wurfquote von 52%, zählte erneut zu den besten Shooting Guards der NBA und übertraf damit zu der Zeit sogar „ His Airness“ Michael Jordan.

Trotz seiner guten Leistungen, wurde Drazen Petrovic zu seinem Bedauern, nie zu einem All-Star-Game eingeladen, obwohl er zu den 13 besten Werfern der Liga zählte. Es schien, als glaubte man immer noch nicht daran, dass es ein ausländischer Spieler unter die Besten der NBA schaffen könnte.

Im Jahre 1992, als in Drazen in der Offseason in sein Heimatland, Kroatien, zurückkehrte, dort der erbitterte Balkankrieg herrschte und seine Heimatstadt Sibenik  unter dem Machteinfluss serbischer Partisanen stand, wollte „ Petro“ die Welt auf das, wodurch sein Land gehen musste aufmerksam machen.  Angespornt durch das Leid, das seine Landsleute erfuhren und die Opfer die sie bringen mussten, führte Drazen Petrovic das nun unabhängige Kroatien bei den Olympischen Spielen im Jahr 1992 zur Silbermedaille und erreichte zusätzlich die Herzen aller europäischen Basketballfans, da Kroatien das einzige Team im gesamten Turnier war, das dem Dreamteam aus den USA die Stirn bieten konnte. Im Spiel um die Goldmedalie führte Kroatien gegen das Dreamteam mit 25 zu 23, bevor sie auf einen Spielstand von 117 zu 85 fielen.

Michael Jordan sagte dazu: „ Es war verdammt hart gegen Drazen zu spielen. Immer wenn wir uns gegenüberstanden machte er einem mit seiner aggressiven Spielweise das Leben schwer. Er war nicht nervös, er investierte genauso viel wie ich, sodass wir tolle Fights auf dem Spielfeld hatten, nur leider hatten wir viel zu wenige“.

Drazens Professionalität und sein hart erkämpfter Erfolg inspirierten eine ganze Generation von Basketballern auf der ganzen Welt, und zeigten dass nicht nur Amerikaner Erfolg im Basketball haben konnten, auch wenn Drazen seine beste Zeit vermutlich garnicht erst erleben konnte.

Als seine Nets im Jahr 1993 in der erste Playoffrunde ausschieden, verließ Petrovic die USA um sich wieder der kroatischen Nationalmannschaft anzuschließen und mit ihr die Europameisterschaft zu bestreiten. Nach einem 30 Punkte Erfolg in einem erfolgreichen Qualifikationsturnier in Polen, machte Drazen einen Abstecher nach Deutschland, um seine Freundin zu besuchen. Als er auf dem Weg nach München war, wurde Drazen Petrovic als Beifahrer in einen tödlichen Autounfall auf der A9 in der Nähe von Ingolstadt  verwickelt. Am 7. Juni 1993 trauerte die ganze Welt um den Verlust des erst 28-jährigen Drazen Petrovic, der seinen Höhepunkt in dem Sport ,den er liebte , so ist man sich einig, noch nicht einmal erreicht hatte. Petrovic war einer der besten Scorer der NBA und es ist davon auszugehen, dass er  zu einem der besten Spieler aller Zeiten aufgestiegen wäre.

NBA-Kommissar David Stern sagte über Drazen Petrovic: „ Drazen Petrovic war ein außergewöhnlicher junger Mann und ein wahrer Pionier des weltweiten Basketballs. Ich weiß, dass ein andauernde Teil, seiner athletischen Hinterlassenschaft, der ist, dass Drazen den Weg für viele internationale Spieler ebnete, um erfolgreich in der NBA mitstreiten zu können. Sein Beitrag für die NBA und den Basketballsport insgesamt ist enorm. Wir sind alles stolz auf die Tatsache, dass wir ihn gekannt haben“.

Nach seinem Tod wurde Drazen Petrovic´s Trikot mit der Nummer 3, während einer Zeremonie in der Meadowland Arena, New Jersey,  für ewig gesperrt, um seinen Wert für den Verein und die Trauer über seinen Verlust zu zeigen. Neun Jahre nach seinem Tod wurde Drazen Petrovic sogar in die „Hall of Fame“  aufgenommen. Zudem wurde im Park des olympischen Museums in Lausanne, auf Initiative des Leiters des internationalen olympischen Komitees, eine Statue von Petrovic errichtet, um seinem  großen Beitrag für den Basketballsport und den Sport allgemein Ehre zu gebühren. Ein weiteres bestehendes Erben ist die Drazen Petrovic Trophäe, die dem MVP des McDonalds Meisterschaft – das Tunier zwischen den europäischen- und den Champions der NBA, überreicht wird.

Auch wenn Drazen Petrovic nun schon seit 20 Jahren tot ist, lebt seine Geschichte die zeigt, dass man durch harte Arbeit und viel Hingabe alles erreichen kann was man will heute noch weiter. Auch heute gibt es immer noch viele Institutionen und Vereine, die Drazen Petrovics Werte verkörpern und ihm zu Ehre benannt sind. Ein Beispiel dafür ist der Basketballverein KK Drazen Petrovic Essen. Mitten im Ruhrgebiet lebt „Petros“ Geist weiter, indem der KK Drazen Petrovic  Essen sich dazu verpflichtet fühlt, sowohl auf einer sportlichen als auch auf einer sozialen Ebene die Werte der kroatischen Basketballlegende zu vertreten.